Mittwoch, 6. Februar 2008

Alesis iO|14 Test


Mobiles Recording - eine verlockende Angelegenheit, lediglich mit Laptop und Recording-Interface bewaffnet, an jedem Ort seine musikalischen Ideen aufzunehmen.
Auch ich war und bin von der Idee begeistert und verkaufte vor geraumer Zeit meine in die Jahre gekommene PCI Recordingkarte, um sie gegen ein USB- oder Firewire Interface einzutauschen.

Die Auswahl an USB und Firewire Interfaces ist mittlerweile sehr groß, daher vergingen auch etliche Monate bis mich endlich für eins entscheiden konnte,
das genau meinen Ansprüchen gerecht wird.
Zunächst mal eine kleine Zusammenfassung der Kriterien, die erfüllt werden mussten:

- USB oder Firewire Lösung, um mobil zu sein und das Interface auch problemlos an verschiedenen Rechnern betreiben zu können.
- Mindestens zwei, besser vier Mikroeingänge mit Phantomspeisung.
- Digitale Ein- und Ausgänge
- Mindestens ein Hi-Z Eingang für den Anschluss von E-Gitarren, bzw. E-Bässen.
- Gute Mikrovorverstärker mit genügend Gain Reserven für die Aufnahme von leisen Eingangsquellen, wie einer Konzertgitarre
- Midi Ein- und Ausgänge zum Anschluss von Midi-Keyboard und Footcontroller
- Getrennt regelbarer Kopfhörer Mix
- Bus Power (also der Betrieb ohne Netzteil für größtmögliche Mobilität)

Aufgrund dieser Kriterien fielen schon eine ganze Menge Interfaces aus dem Raster. Letztendlich konnte das Alesis iO|14 alle Punkte erfüllen. Bei einem Preis von 178 Euro (UVP liegt bei 399 Euro) war es zudem auch noch das Günstigste dieser Klasse.


Hier noch einmal die wichtigsten Daten des Alesis iO|14:
- Firewire Anschluss mit Buspower oder Netzteil Betrieb
- 4 Mikro Eingänge (alle mit Phantompower)
- Ein Insert Anschluss pro Kanal vorhanden
- 52 dB Preamp Gain auf den Mikro-Eingängen
- 2 Hi-Z Eingänge
- S/PDIF und ADAT I/Os
- zwei getrennt regelbare Kopfhörer
- Midi In und Out

Glücklicherweise habe ich schnell beim Kauf zugeschlagen, denn mittlerweile ist es so gut nirgends mehr zu bekommen, kein Wunder bei dem Kampfpreis.

Der erste Eindruck
Der sehr schlicht in weiß und blaue gehaltene Karton kam zwei Tage nach Bestellung bei Music-Store in Köln wohlbehalten bei mir zuhause an.
Zunächst war ich doch sehr überrascht ob des hohen Gewichts des Kartons. Sollte dem Interface etwa eine Tausend-Seiten Beschreibung in 50 Sprachen beiliegen?
Weit gefehlt. Das iO|14 in seinem Metallgehäuse und der Mischpult Form bringt stolze 1,6 kg auf die Waage. Es wirkt sehr wertig und macht einen äußerst stabilen Eindruck. Alle Anschlüsse sitzen fest, nichts wackelt oder gibt sonstigen Anlass zum Meckern. Für ein mobiles Recording zwischendurch ist das iO|14 aufgrund des Gewichts und der Maße (20 x 20 x 7 cm) dann doch nicht unbedingt geeignet. Zumindest in die Laptop-Tasche passt es nicht. Dem Interface liegt eine deutsche Schnellanleitung bei und einem englischen "reference manual". Auf der Alesis Webseite gibt es diese jedoch auf Deutsch als PDF Datei.
Dazu gibt es noch ein ca. 3m langes Firewire Kabel mit zwei 6-poligen Anschlüssen.
Auch hier ist die Ausrichtung auf Mobilität nicht an erster Stelle, denn für den Betrieb mit einem Laptop bedarf es eines 4-poligen Firewirekabels auf der einen Seite, denn ein sechspoliger Anschluss dürfte sich auf den wenigsten Laptops zu finden sein.

Erste Inbetriebnahme
Zunächst lag das Interface eine ganze Weile in seinem Karton, da ich auf das bestellte 4-polige Firewire Kabel warten musste. Schließlich wollte ich mobil sein und mein HP Laptop mit dem Interface betreiben.
Es folgte die erste große Enttäuschung. Nach problemloser Installation der Treiber und dem folgenden Anschließen des Interfaces am Laptop passiert gar nichts. Die orange farbene LED am iO|14, welche die korrekte Firewire-Verbindung anzeigen soll, bleibt dunkel. Auch im Alesis Control Panel wird das iO nicht gefunden.
Auf der Alesis Seite ist zu lesen, dass der Betrieb mit einem externen PCMCIA Firewirecontroller empfohlen wird, am Besten einem mit Texas Instruments Chip. Na schön, dachte ich. Daran soll es nicht scheitern. Leider hatte kein Computerladen in der Nähe eine PCMCIA Karte mit TI Chip. Ich habe daher eine mit VIA Chip gekauft (von der Marke Digitus, 16,50 Euro).
Die PCMCIA Karte lässt sich ohne Installation einfach in einen freien PCMCIA Slot stecken, iO damit verbunden - und siehe da, Windows erkennt das Interface.
Doch die Freude darüber wehrt nur kurze Zeit. Die Firewire LED am iO flackert, die Eingangs-Kontrolllampen am Interface zucken obwohl noch gar kein Mikro, oder sonstiges angschlossen ist. Beim Abspielen von MP3s kommt es Kratzern, Dropouts und Abstürzen. Kurzum - die Karte passte nicht mit dem iO zusammen.
Daraufhin probierte ich es noch einmal mit einer Direktverbindung zwischen Laptop und Interface (schließlich hat mein HP Laptop einen internen Firewire COntroller von Texas Instruments). Dieses Mal verwendete ich das 4-polige Firewire Kabel, das der PCMCIA Karte beilag. Dieses war wesentlich dicker und hochwertiger, als das von mir über Ebay bestellte "Hong Kong Kabel". Tja, was soll ich sagen, es funktionierte auf Anhieb.

Die ersten Tests
Nun klappte es also doch noch, wobei ich mich vom mobilen Recording ein weiteres Mal verabschieden musste, denn der 4-polige Firewire-Anschluss vom Laptop liefert keinen Strom. Zum Betrieb muss also das Netzteil, das dem iO beilag, herhalten.
Ich nutze den Sequencer Reaper und habe zunächst einmal den Betrieb von E-Gitarre, Mikro und VSTi getestet. Mit einer Bufferrate von 256 erhalte ich eine Latenz im Reaper von 7 ms, mit der man die E-Gitarre akzeptabel auch live spielen kann. Man hat zudem jederzeit die Möglichkeit am iO|14 den Mix Blend Regler Richtung "Source" zu drehen, um die Direct Monitor Funktion zu nutzen. Dadurch ist das latenzfreie Abhören des Eingangs möglich.
Der Gitarreneingang liefert eine Menge Gain, trotz kompletter Nullstellung des Gain Reglers am Interface nähert sich der Ausschlag mit meiner BC Rich Virgin E-Gitarre gefährlich nahe der Obergrenze von 0 dB. Die Qualität ist sehr gut, verglichen mit meinem kleinen USB Gitarren Interface von M-Audio (Jamlab), vernehme ich deutlich mehr Headroom.
Auch die Mikroeingänge wissen zu überzeugen. Zu einem detaillierten Test bin ich jedoch noch nicht gekommen, was auf ein Problem mit dem iO|14 zurückzuführen ist:
nämlich gelegentlicher Dropouts und Abstürze beim normalen Windows Betrieb und dem Anhören von MP3s mit Winamp.

Glücklicherweise ist am 28.01.08 ein aktueller Treiber für das iO erschienen, der einige Performance Probleme lösen soll. Hoffentlich auch meins.
Doch ich wurde wieder zunächst enttäuscht. Der Treiber installiert sich ordnungsgemäß, doch versagt Reaper komplett den Dienst mit dem iO. Das Interface kann laut Reaper nicht gestartet werden!

Na schön, dann muss ich wohl wieder auf den alten Treiber zurückgreifen. Dummerweise haben die Alesis Techniker diesen schon von der Homepage gelöscht, und der Treiber auf der beiliegenden CD ist schon längst veraltet.

Glücklicherweise bin ich auf das Forum von Harmony-Central.com gestoßen (Alesis schafft es ja leider nicht, ein offizielles Support-Forum einzurichten, wo man sich mit seinen Problemen hinwenden kann).
Im Forum von Harmony-Central jedenfalls tummeln sich eine Menge Leute, die ebenfalls Probleme mit dem Interface und den Treibern haben. Auch ein Alesis Mitarbeiter schaut gelegentlich vorbei und leitet die teils wütenden und verärgerten Beschwerden und Äußerungen an sein Team weiter.
Nun denn, es hat sich tatsächlich ein Fehler finden können, der für die Probleme mit dem neuesten Treiber verantwortlich ist:

Schuld ist ein falscher Registry Eintrag, den der Alesis Treiber hinterlässt, den man unbedingt beheben sollte.

Man sehe sich dazu in die Windows Registrierung unter
"HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\ASIO\AlesisFirewire" um. Dort gibt es den Eintrag "Control Panel Binary Path". Dieser verzweigt auf "C:\Program Files\Alesis...."
Das ist in den meisten Fällen falsch, da sich die Treiber auf den deutschen Betriebssystemen auf C:\Programme\... installieren.
Hier muss also einfach der richtige Ort eingetragen werden (bei Dualboot Systemen zusätzlich auch auf das richtige Laufwerk achten!)

Die aktuellen Treiber scheinen jedenfalls mittlerweile auch für den Windows Sound Betrieb zu funktionieren, spiele seit zwei Stunden MP3s über Winamp mit dem iO|14 ohne Probleme!

Erstes Fazit
Das iO|14 ist für 178 Euro zunächst mal ein absolutes Schnäppchen. Die Qualität der Wandler und die Ausstattung sind absolute Spitze und im Moment gibt es kein Produkt, das dort mithalten kann, was Preis und Leistung angeht. Leider scheint man jedoch noch teils erheblich Schwierigkeiten damit zu haben, Treiber auszuliefern, die auf allen Systemen funktionieren. Die schwierige Kommunikation mit Alesis tut ihr Übriges dazu (der deutsche E-Mail Support funktioniert zwar, jedoch muss man zwischen ein und 4 Tagen auf Antwort warten). Das ist natürlich absolut nicht zeitgemäß und kundenorientiert. Es ist mir ein Rätsel, warum Alesis kein offizielles Forum einrichtet, in dem Kunden ihre Erfahrungen und Tipps schildern können. Ohne die Hilfe im Harmony Central Forum hätte ich das iO jedenfalls bis heute nicht zum Laufen bekommen.
Nun, da es läuft, bin ich letztlich doch froh zugeschlagen zu haben und kann aufgrund der Leistung nur eine Kaufempfehlung aussprechen.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Dankeeeeee für den Blog und die Info bzgl. des falschen Registry Eintrags! Mein Alesis Multimix 16 Firewire hat mich in den Wahnsinn getrieben nachdem ich in Cubase die Meldung bekam, dass der ASIO Treiber nicht gestartet werden kann. :-)